Die medizinische Fachdisziplin Psychiatrie, im Deutschen auch Seelenkunde, beschäftigt sich mit der Vorbeugung, Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen. Die Psychiatrie entwickelte sich als eigenständige Disziplin aus der Nervenheilkunde die in der Vergangenheit auch das Gebiet der heutigen Neurologie abdeckte.
Die moderne Psychiatrie gründet sich auf den Erkenntnissen der biologischen Psychiatrie und der Reformen in der Sozialpsychiatrie. Derzeit geht man von einem übergreifenden bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnis aus. Das bedeutet, dass das Zusammenspiel von biologischen, psychischen und sozialen Einflüssen als Ursache für die Entwicklung psychischer Störungen angesehen wird. Daraus wird in der Behandlung ein multimodaler Ansatz gefolgert, der biologische (v. a. psychopharmakologische), psychotherapeutische und soziale Aspekte enthält. Demnach werden in einer Behandlung alle Lebensbereiche des Patienten berücksichtigt und unterschiedliche Therapieansätze miteinander kombiniert.
Die wichtigsten Grundsätze moderner psychiatrischer Behandlung sind:
Seelische und körperliche Krankheiten sind gleichgestellt. Durch diese Gleichstellung ist eine Versorgungsstruktur mit ausreichend Mitteln sicher gestellt.
Patienten haben das Recht auf gemeindenahe Versorgung. Das heißt, Patienten haben das Recht in Kliniken und Einrichtungen behandelt zu werden, die in der Nähe ihres Wohnortes liegen.
Das Ziel einer psychiatrischen Behandlung ist nicht allein die Heilung, sondern auch die Verbesserung der Lebensqualität im Alltag mit der Krankheit.
Die Integration von Patienten mit seelischen Erkrankungen in die Gesellschaft wird durch Therapeuten aller Berufsgruppen im Zuge von Anti-Stigma-Initiativen gefördert. Betroffene bekommen beispielsweise Unterstützung in Form von ambulanter Behandlung, betreutem Wohnen oder beschütztem Arbeiten.
Bei allen Grundsätzen gilt: Freiheit ist wichtiger als Gesundheit. Das heißt, dass Patienten immer das Recht haben Behandlungen abzulehnen.